Dankwart von Loeper:
Erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit für Asyl und Menschenrechte

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Dankwart von Loeper:
Erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit für Asyl und Menschenrechte


Kleines Lexikon der Aktionsformen

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  • Aktionstage

    Eine gute Möglichkeit, auf die eigenen Themen hinzuweisen, sind gebündelte Aktionen während eines bestimmten Zeitraums, wie z. B. die jährlich stattfindenden Friedenswochen, die Woche der Brüderlichkeit, Tag der Menschenrechte, Tag des Flüchtlings, Aktionstag gegen Abschiebungen usw. (Termine siehe Seite 92). Natürlich können Sie, wenn es notwendig sein sollte, auch eigene Aktionstage kreieren. Der Vorteil einer Bündelung der Aktivitäten innerhalb eines vorgegebenen Zeitraumes liegt auf der Hand: alle Veranstaltungen können gemeinsam beworben werden (Plakat, Flugblätter, Infos), wesentlich mehr InteressentInnen können angesprochen werden, das Ereignis findet größere mediale Beachtung. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass sich bei einem zu „dichten“ Programm, Ermüdungserscheinungen einstellen. Darum ist besonders wichtig, für solche Aktionstage von vorneherein unterschiedliche Gruppen einzubinden.
    Auch für die Medienarbeit gilt: je mehr gesellschaftliche Gruppen (z.B. Kirchen, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände, politische Gruppen, Vereine etc.) an den Aktionstagen teilnehmen, desto größer die Aufmerksamkeit und der Medienwert. Wenn wir überregionale Beachtung wollen, ist es wichtig, entweder diese Aktionstage an zentralen Punkten stattfinden zu lassen oder dezentral in verschiedenen Städten gleichzeitig.
    Solche Aktionstage müssen gut und mit entsprechendem zeitlichen Vorlauf (mindestens 2-3 Monate, besser sechs Monate) geplant werden. Bereits die Vortreffen, die Aktivierung von MitarbeiterInnen, sind Teil der Öffentlichkeitsarbeit!


    Antizipation

    Bei der Antizipation (lat. Vorwegnahme) geht es darum, Bilder der Zukunft im Kopf zu erzeugen. Dadurch, dass wir heute bereits tun, was morgen erst möglich wird oder sein könnte, nehmen wir die Zukunft vorweg oder warnen wir vor einer Entwicklung. Als Rosa Parks in Montgomery ihren Platz im Bus nicht für Weiße räumte, wurde Zukunft Realität. Als Demonstranten ihr Gesicht mit einem Balkenstrichcode verzierten, warnten sie vor dem „gläsernen Menschen“ der Zukunft.


    Appelle

    Appelle sind seit jeher ein beliebtes Mittel, um das Wort zu ergreifen und es mit größtmöglicher öffentlicher Beteiligung an die zu richten, von denen man Gehör verlangt: an den Gemeinderat, das Stadtparlament, die Landes- oder Bundesregierung oder an wen auch immer. Erst dadurch, dass möglichst viele Menschen diesen Appell unterzeichnen und Medien darüber berichten, erlangt der Appell öffentliche Bedeutung und kann − vielleicht − gewisse Veränderungen bewirken. Wichtig ist, solche Appelle auch medienwirksam zu übergeben oder sie bekannt zu machen. Hätte Luther seine Thesen nicht an die Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen, würden wir heute wahrscheinlich nicht mehr davon sprechen.


    Aufkleber (Sticker)

    Sie sind klein oder groß, rund oder eckig oder in irgendwelchen Phantasieformen geschnitten, bunt oder schwarz-weiß: die vielseitigen Aufkleber, die sich mit vielerlei Botschften bedrucken lassen. Sinn machen Aufkleber immer dann, wenn wir eine größere Gruppe damit ansprechen können und sie zum Mitmachen (und Mitkleben) bewegen. Doch Vorsicht: bekleben sollte man grundsätzlich nur eigene Flächen, Autofenster, Taschen etc.
    Auch für Aufkleber gibt es spezielle Druckereien, die kostengünstig Aufkleber produzieren können. Am besten im Internet nachschauen!


    Ausländer-, flüchtlingsfreundliche Zonen

    Die „atomwaffenfreien Zonen“ haben es vorgemacht: Häuser, Wohnblocks, ganze Städte und Gemeinden erklärten sich zu solchen Zonen. Aber es gibt auch „ausländerfreundliche“ oder „flüchtlingsfreundliche Zonen“. Eine gute Möglichkeit mit anderen ins Gespräch zu kommen und eine Diskussion über die Migrations- und Asylpolitik zu beginnen.


    Ausstellungen

    mmer wieder werden von verschiedenen Institutionen Kunst-, Foto- und Dokumentarausstellungen angeboten, die man ausleihen und in der eigenen Gemeinde zeigen kann. Solche Ausstellungen können dann gut in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, Galerien, öffentlichen Trägern wie Volkshochschulen, Universitäten usw. veranstaltet werden.


  • Baumpflanzungen

    Bäume sind Sinnbilder der Zukunft: sie gewähren Schutz, drücken Hoffnung aus, reinigen die Luft, geben Vögeln und anderen Tieren Raum, wachsen... All das sind positive Eigenschaften, die sich gut mit unseren Themen verknüpfen lassen. Wichtig ist natürlich noch die Auswahl eines geeigneten Ortes, an dem der Baum stehen kann (Gartenbauamt, Bürgermeisteramt oder Einrichtung fragen, auf deren Grund der Baum stehen soll!) und ein entsprechendes Schild, das auf die Bedeutung des Baumes hinweist. Zur Pflanzaktion sollen Prominente mit eingeladen werden.


    Blogs

    Blogs, die Tagebücher im Internet, werden mittlerweile hunderttausendfach eingesetzt (siehe auch Kap. 22). Der Vorteil gegenüber der klassischen Homepage bsteht darin, dass sie von jedem − auch ohne HTML-Kenntnisse − sofort und kostenlos nutzbar sind. Bei vielen Anbietern (z.B. blogg.de oder blogger.com) kann man innerhalb weniger Minuten seinen eigenen Blog kostenlos einrichten und aller Welt seine Gedanken mitteilen. Der Vorteil besteht darin, dass andere Blogger sofort antworten können und Sie über Blogger-Profile Menschen finden, die Ihre Interessen teilen. Initatiativen und Einrichtungen bieten Blogs ideale Möglichkeiten, eine eigene Kommunikationsplatform aufzubauen und Interessenten für Aktionen oder Veranstaltungen lokal oder überregional zu finden.


    Briefe

    Auch das uralte Medium Brief ist und bleibt aktuell, auch wenn die modernen Formen wie SMS oder Email dem traditionellen Brief längst den Rang abgelaufen haben. Briefe als Aktion werden z.B. von amnesty international sehr erfolgreich seit Jahrzehnten eingesetzt. Für viele gefangene Menschenrechtler sind die Briefaktionen von amnesty, die sich in höflicher aber deutlicher Form an die „Machthabenden“ und Verantwortlichen richten, die einzige Hoffnung.
    Auch in der eigenen Stadt oder Gemeinde lassen sich Briefaktionen wirkungsvoll einsetzen. So wurden in Berlin von 100 Leuten an 100.000 Haushalte Briefe verteilt: „Öffentliche Verlosung der Bunkerplätze“. Auf schön ent­worfenen Briefbögen mit dem Briefkopf einer „Treuhandgesellschaft für Bunkerplätze“ wurde jede Familie aufgefordert, ein Familienmitglied zu benennen, das in die Verlosung kommen sollte, da es selbstverständlich nicht für jeden Platz gebe. Für Nachfragen waren die richtigen Nummern des Innensenators und des Polizei­präsidiums angegeben.


    Bürgerlnnen-Versammlung

    Wenn sich eine politische Gemeinde mit einem Thema nicht befassen will, kann durch die Sammlung von Unterschriften der wahlberechtigten Bevölkerung eine Bürgerlnnenver­sammlung gefordert werden. Wie viele Stimmen erforderlich sind, ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich geregelt. Natürlich sorgt eine solche Aktion für Aufsehen − und für die nötige Presse!


    Buttons

    Lange waren sie sehr beliebt, dann wieder völlig verpönt − heute finden sie durchaus wieder viele Anhänger (im wahrsten Sinne des Wortes): die Buttons. Viele Einrichtungen besitzen Button-Maschinen, mit denen sich ganz einfach Anstecker machen und (hoffentlich) Anhänger gewinnen lassen. Besonders junge Leute sind von Buttons begeistert. Nötig ist auf jeden Fall eine grafisch ansprechende Vorlage, die sich (per Farbkopie oder Druck) vervielfältigen lässt.


  • Café international

    Ein Café ist ein Ort des Austauschens, des Diskutierens und der Begegnung: warum nicht temporär ein Café eröffnen? In der Uni, dem Kirchenraum, dem Gewerkschaftsbüro − oder wo sonst Platz ist. Wichtig: machen Sie durch Plakate klar, um welche Themen es Ihnen geht. Laden Sie andere ein, Kuchen zu backen und schenken Sie dann − selbstverständlich nur fair gehandelten − Kaffee oder Tee aus!


  • Demonstration

    Es ist die politische Aktionsform schlechthin. Geliebt, gehasst, gefürchtet und immer wieder sehr wirksam: die Demonstration. Alle Deutschen, so regelt es Artikel 8 des Grundgesetzes haben das grundsätzliche Recht, sich „ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln“. Für Versammlungen und Demonstrationen unter freiem Himmel gilt nach dem Versammlungsgesetz zusätzlich: Sie müssen bei der Ordnungsbehörde (Polizei) angemeldet (nicht genehmigt!) werden und die Demonstrationsteilnehmer dürfen sich nicht uniformieren oder vermummen. Gegen das polizeiliche Verbot einer Demonstration können Rechtsmittel eingelegt werden. So schreibt Elke Steffen vom Grundrechtekomittee: „Der Streit um das Recht auf Versammlungsfreiheit ist alt. Die Zweifel an der uneingeschränkten Geltung eines Grundrechts, dessen Inanspruchnahme fast zwangsläufig für Unruhe sorgt, kommen schon im Grundgesetz zum Ausdruck. Zwar haben „alle Deutschen“ „das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln“ (Art. 8, 1 GG), aber Absatz 2 läßt bereits Einschränkungen für „Versammlungen unter freiem Himmel“ zu. Dieser Kann-Möglichkeit kam das Parlament 1953 nach und erließ ein Versammlungsgesetz, das Demonstrationen als staatliches Sicherheitsrisiko vorstellt, die es zu kontrollieren und zu beschränken gelte.“
    Trotz dieser Einschränkungen können Demonstrationen durchaus etwas bewirken, wenn sie nicht lustlos und mit zu wenigen TeilnehmerInnen durchgeführt werden. Von Anfang an sollte daher die Frage der Bündnispartner diskutiert und eine möglichst ungewöhnliche Form der Demonstration gefunden werden. Je weniger Teilnehmer desto origineller und aufmerksamkeitsstärker muss die Demo sein.


    Denk-mal!

    Früher waren Denkmäler nur etwas für Könige und Kriegsherren. Das hat sich gewandelt. Längst haben auch die Bürgerbewegungen die Denkmäler erobert oder eigene, neue Denkmäler im öffentlichen Raum durchgesetzt. Schon die Diskussion darüber, ein neues Denk-Mal zu schaffen, setzt eine öffentliche Diskussion in Gang. Wenn es dann sogar gelingt, den Gemeinderat von dem Denkmal zu überzeugen, ist dies allein schon ein großer Gewinn!


    Diskussionsveranstaltung

    Diskussionen regen zum Denken an, vorausgesetzt, die richtigen Diskutanten sitzen auf dem Podium. Briefen Sie vorher, wer wirklich etwas zu sagen hat und wer nur „Sprechblasen“ produziert. Gerade im Wahlkampf wird dies bei Politikern leider häufig der Fall sein. Ausgewählte ExpertInnen, die unterschiedlicher Meinung sein sollten, haben da oft mehr zu sagen. Wichtig ist eine gute Diskussionsleitung. Fragen Sie einen Journalisten der örtlichen Zeitung, vielleicht ist er oder sie dazu bereit?


    Dokumentation

    Mit einer guten Dokumentation können Sie oft gerade für die Meinungsbildung (z.B. des Gemeinderates, der Parteien oder anderer Organisationen) viel bewirken. Hier geht es um Fakten, die ansprechend dargeboten werden. Verwendet und miteinbezogen werden können bei einer Dokumentation: Zeitungsausschnitte (Hintergrundinformationen, Übersichten), Bibliotheken, Dokumentationsquellen, Nachschlagewerke, andere Aktionsgruppen (Stadtteilarbeit), Flugblätter, Plakate, Poster.


  • E-Mail-Kampagne

    Per Mail lassen sich schnell und vorallem nahezu kostenlos viele Menschen erreichen. Doch Vorsicht: damit Ihre Mail nicht im Spamordner landet, sollten Sie solche Mails nur an Leute schicken, die Ihre Informationen auch wirklich beziehen möchten.


  • Fahrrad-Demonstration

    Die ökologische Variante, bestimmte Straßen oder Orte zu blockieren. Der Vorteil: schon 50 oder 100 Fahrräder sehen nach einer großen Demo aus. Fahrrad-Plakate nicht vergessen!


    Filmnacht

    Gibt es in Ihrem Umkreis Menschen, die gerne filmen? Oder Kunst- oder Medienstudenten, angehende Journalisten? Dann gewinnen Sie sie, einen Film über Ihr Thema zu drehen, aus Ihrer Sicht. Ist der Film fertig, kann er bei vielen Veranstaltungen eingesetzt werden. Besonders erfolgreich sind solche Veranstaltungen, wenn Sie ein ungewöhnliches Umfeld finden: warum nicht einmal eine Filmnacht im Lager?


    Fotowettbewerb

    Flüchtlingsorganisationen haben Einweg-Kameras an Flüchtlinge verteilt: so konnten die Betroffenen selbst dokumentieren, wie die Lebens- und Lager-Umstände wirklich sind. Auch andere Personen können zu einem Fotowettbewerb unter einem bestimmten Thema eingeladen werden. Die besten Bilder können publiziert bzw. für eine Ausstellung verwendet werden.


    Flash Mobs

    So nennt man kurzzeitige Ansammlungen von Menschen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort, die eine kollektive Handlung ausführen und dann wieder verschwinden. Sie entstehen nach dem Schneeballsystem, wer eingeladen wird, reicht die Nachricht an FreundInnen und Bekannte weiter − eine fixe Verabredung zu einem kurzen, aber extrem lustigen gemeinsamen Event. Beispiele: Flash Mobs gegen die Bahn-Privatisierung Herbst 2007.


    Flüchtlingseinladung

    Nichts ist so überzeugend und hilft so, Vorurteile abzubauen, wie der direkte Kontakt mit den betroffenen Menschen. Natürlich müssen die Personen vorher gefragt werden, ob sie an einer solchen Veranstaltung teilnehmen wollen und können und es müssen geeignete Übersetzer gefunden werden.


    Flugblätter

    Das gute alte Flugblatt lebt! Und ist wirksam, vorausgesetzt, es ist gut gestaltet. Einige Tipps zur Gestaltung finden Sie auf Seite 152 f.


    Fragen

    Jede/r hat das Recht zu fragen. Auch Behörden, Ämter, Politiker, Parteien können befragt werden. Je nachdem können die Antworten oder Nicht-Antworten veröffentlicht werden. Gerade vor Wahlen wird die Bereitschaft zum Antworten größer sein. Vielleicht können Sie sich auch an Ihre/n Abgeordnete/n wenden. Er/sie hat das Recht, der Landesregierung Fragen zu stellen, die auch beantwortet werden müssen. Ähnliches gilt für Stadträte beim Stadtparlament oder bei Bundestagsabgeordneten bei der Bundesregierung.


    Friedenslaternen

    Warum nicht einmal ganz „altmodisch sein“ : In der Dämmerung machen sich selbstgemachte Laternen, die mit entsprechenden Texten, Bildern oder Symbolen versehen sind, sehr gut. Solch eher stimmungsvolle Demonstration kann gerade dadurch wirken, z.B. bei einem Schweigemarsch. Überlegenswert ist auch, auf jede Laterne nur einen Buchstaben zu schreiben − und so die Zuschauer zum Lesen und Nachdenken zu zwingen.


  • Gärten der Hoffnung

    Flüchtlinge und Deutsche haben es gemeinsam in Göttingen vorgemacht: „Internationale Gärten“ heißt das Projekt, das aus dem ökumenischen Beratungszentrum für Flüchtlinge hervorgegangen ist. Bosnische Flüchtlingsfrauen wollten, statt mit Basteln und Werkeln ihre Zeit tot zu schlagen, lieber das tun, was schon zu Hause zu ihren Überlebenskünsten gezählt hatte: einen Garten bewirtschaften. Unterstützt von zwei Kirchengemeinden pachteten sie ein Grundstück und teilten es in einzelne Parzellen auf. Neben einheimischem Kopfsalat und Bohnen waren plötzlich Exoten zu Hause. Heute spiegelt sich die Vielfalt der Menschen in der Viefalt der Pflanzen. „Von den Pflanzen lernen, ein Mensch zu sein!“, dieses Motto gilt jetzt auch für viele (deutsche und ausländische) Gäste, für das ökologisch-sinnvolle Bewirtschaften der Felder, für das Lernen, Ausprobieren und gemeinsame Erleben. Langfristig lassen sich aus diesem Know How sogar für manche Familien berufliche Perspektiven entwickeln und aus der Vermarktung der Produkte ein kleines Stück Unabhängigkeit gewinnen.


    Gebet/Gottesdienst

    Gebete und Gottesdienste sind Aktionsformen, die der inneren Sammlung dienen und persönlichen Rückhalt und Stärke vermitteln können. Sie dienen auch dazu, die Ernsthaftigkeit der Forderung zu unterstreichen. Anregungen hierzu vermittelt der Band „Zähle die Tage meiner Flucht“ (siehe Literaturverzeichnis).


    Gedenktage gestalten

    Es gibt viele wichtige Gedenktage (siehe Seite 92.) Doch wer gedenkt wirklich? Suchen Sie sich die für Sie sinnvollen und besonders wichtigen Gedenktage aus und gestalten Sie zu diesem Tag eine Aktion: einen Vortrag, einen Film, eine Demonstration, ein Konzert... Rücken Sie so den Gedenktag ins Bewusstsein. Gerade Medien reagieren auf Gedenktage meist sehr positiv. Nutzen Sie diese Möglichkeit!


    Go-In

    Diese Form der Demonstration wurde, wie auch der Sit-In und Teach-In, während der Studentenbewegung der 1960er Jahre „erfunden“ : Ein Raum, ein Büro, ein Platz wird symbolisch für einige Zeit friedlich „bevölkert“. Durch ein Go-in z.B. in ein Regierungsgebäude, ein Ausländeramt oder ein Flüchtlingslager kann man auf Missstände aufmerksam machen, eine symboli­sche „Aufkündigung des Vertrauens und des Gehorsams“ demonstrieren oder prekäre Räume in den Blickpunkt der Öffentlichkeit ziehen.


  • Hearing

    Von offizieller Seite organisierte Hearings finden meist erst dann statt, wenn sich herausgestellt hat, dass es großen öffentlichen Protest in der Bevölkerung zu bestimmten Entscheidungen gibt. Daher kann es wichtig sein, Sachverständige, Betroffene, Zeugen usw. zu einem eigenen Hearing einzuladen und so eine Gegenöffentlichkeit herzustellen.


  • In den Schuhen des anderen

    Die Idee „Walk a day in my shoes“ („Gehe einen Tag in meinen Schuhen“) entstand bei der amerikanischen Gewerkschaft SEIU. Prominente PolitikerInnen verbringen einen Tag bei einem/einer Beschäftigten und folgen ihm/ihr u.a. auch zur Arbeitsstelle. Eine solche Aktion lässt sich auch gut für den Migranten-, Flüchtlings- und Menschenrechtsbereich umsetzen, um auf die prekären Lebensbedingungen und Lebensräume aufmerksam zu machen.


    Info-Stand

    Früher (und teilweise leider auch heute noch) war /ist ein Infostand ein Tapeziertisch mit einigen lustlos kopierten Flugblättern. Doch das muss nicht so sein! Für wenig Geld kann man bereits professionelles Equipment (Schilder, Banner, Roll-Ups usw.) bekommen, die der CI (siehe Seite 17.) der eigenen Organisation entsprechen! Auch hier tut Professionalität not! Aber es geht nicht nur um den Stand. Viel wichtiger sind die Menschen, die bereit sind, mit den Passanten zu diskutieren. Auch hier lohnt sich eine gute Vorbereitung. Ermöglichen Sie den Passanten selbst aktiv zu werden, z.B. durch eine Unterschrift, durch den Erwerb eines (symbolischen) Bausteins o.ä.


    Internetforen

    Warum nicht selbst ein Forum zu menschenrechts- und Flüchtlingsfragen einrichten oder sich aktiv daran beteiligen? Ein Verzeichnis der Foren und auch die Möglichkeit, eigene Foren einzutragen findet sich unter www.internetforen.net


  • Karikaturenausstellung

    Karikaturen (wie z.B. die aus dem Band „Können Sie sich ausweisen?“ ) sind eine sehr gute Möglichkeit, andere auf Menschenrechts-Themen aufmerksam zu machen. Ganz ohne Belehrung und erhobenem Zeigefinger.


    Konzerte

    Es sind nicht nur die großen Bands, die wir zu Veranstaltungen einladen können (wenn wir entsprechende Finanzen haben.) Viel leichter ist es, Künstler aus der Region − von Klassik bis Rap − zu gewinnen und mit ihnen gemeinsam eine Veranstaltung zu organisieren. Der Erlös kann dann für eigene Projekte verwendet werden und auch die Medien werden, bei guter Vorarbeit, darüber berichten.


    Kreuzwege

    Kreuzwege sind eine uralte christliche Tradition, die den Leidensweg Christi in verschiedenen Stationen abbilden. Die moderne Form der Kreuzwege setzt aktuelle Themen (z.B. die Verfolgung von Flüchtlingen oder den Leidensweg von Asylsuchenden heute) dazu in Bezug. Ausführliche Anregungen und Vorschläge enthält der Band „Kreuzwege für die Rechte der Flüchtlinge“ (siehe Literaturverzeichnis).


    Kulturdenkmal

    Mit Aufklebern haben Frauen ihre Kinder zum „schützenswerten Kulturgut“ erklärt und dadurch darauf aufmerksam gemacht, dass Kunst, aber nicht die Menschen, vor Atom­kriegsgefahr geschützt wird. Dies lässt sich gut für alle Menschen und weitere Menschenrechstthemen anwenden.


    Kundgebung

    Mit einer Kundgebung beginnt oder endet oft eine Demonstration. Hier kann das zur Sprache gebracht werden, was sonst nicht zur Sprache kommt. Wichtig ist jedoch, dass Sie den oder die richtige RednerIn haben, die das Thema auch auf einem Marktplatz gut auf den Punkt bringen kann. Langweilige, nicht gekonnte Reden sind Gift für Ihre Kundgebung! Lassen Sie vorher rechtzeitig den erforderlichen Platz reservieren und besorgen sie die nötige Technik (Podium oder Tribüne, Rednerpult, Lautsprecheranlage). Nicht zu vergessen: Transparente, Flugblätter und die entsprechende Presse- und Informationsarbeit im Vorfeld.


  • Leserlnnen-Briefe

    Sie ärgern oder freuen sich über lokale Ereignisse oder die entsprechende Berichterstattung? Eine der wirkunsgvollsten Aktionsformen um darauf zu reagieren und das Bild der Öffentlichkeit zu verändern besteht darin, LeserInnen-Briefe zu schreiben! Besonders wirkungsvoll wird dies, wenn gleich mehrere unterschiedliche AutorInnen Ihrer Gruppe oder Einrichtung solche Briefe verfassen. Je mehr es sind, desto weniger kann die Meinung von der Redaktion vernachlässigt werden. Der wirkungsvolle Leserbrief mit den höchsten Abdruckchancen ist:
    - aktuell reagierend
    - sachbezogen - nicht polemisch
    - wahrheitsgemäß
    - interessant - nicht langweilend
    - kurz und knapp
    - sprachlich und stilistisch gekonnt
    - mit Namen und Firmenfunktion gekennzeichnet
    Siehe hierzu auch den Text auf S. 136 f.


    Lieder

    Lieder, gekonnt präsentiert, sind ein ganz eigenes und sehr wirksames Stilmittel, mit dem Sie viel Aufmerksamkeit erzeugen können. Gut geeignet sind auch satirisch abgewandelte bekannte Lieder (Achtung: u.U. Rechtefrage!)


    Lindwurm

    Der Lindwurm kriecht vielfüßig durch die Straßen und erzeugt so Aufmerksamkeit. Mindestens 8, besser noch mehr Menschen, bilden den Lindwurm unter einem langen, notfalls zusammengenähten, Bettlaken oder Tuch. An den Seiten wird deutlich sichtbar das Motto Ihrer Aktion bzw. Ihre Forderung geschrieben. Nur der „Kopf“ kann sehen, alle anderen legen ihre Hände um die Hüften der vorderen Person. Der Lindwurm windet sich durch Fußgängerzonen, über Zebrastreifen, durch Einkaufs-Malls oder Behörden. Wichtig ist, dass er entsprechend begleitet wird und andere Mitstreiter Flugblätter verteilen, auf denen steht, worum es Ihnen geht.


    Luftballon-Blockade

    Mit Luft gefüllte Ballons werden zum Teil zusammengebunden, vor einen Eingang gelegt und dort festgemacht. Da sie nur Luft enthalten, fliegen sie nicht hoch. Die Befestigung dieser Blockade dauert allerdings ihre Zeit. Wirkungsvoll ist hier der Antagonismus: die Luftballons als Symbol der Leichtigkeit und des Friedens „blockieren“ und erreichen gerade mit ihrer Friedlichkeit ihr Ziel.


  • Mahnwache

    Die Mahnwache ist − im Gegensatz zur Demonstration − eine eher stille Angelegenheit. Durch unsere Anwesenheit über einen längeren Zeitraum (z.B. mehrere Tage und Nächte, in denen sich die Aktiven natürlich ablösen) an einem bestimmten Ort, bringen wir eben diesen Ort ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Ob eine solche Mahnwache vor bestimmten Gebäuden (z.B. Lager, Gefängnis, Parlament, Polizeibehörde usw.), vor Denkmälern, vor Hoteltüren oder Konferenzsälen stattfindet, ist dabei zweitrangig. Entscheidend ist, dass wir mit unserer Mahnwache (und den mitgebrachten Transparenten, Handzetteln und begleitender Pressearbeit) auf einen bestimmten Missstand hinweisen.


    Manifest

    Sicher, es gab schon viele Manifeste, die unterschiedliche Wirksamkeit hatten. Aber immer noch gilt: es ist viel wert, die eigenen Thesen und Forderungen auf den Punkt zu bringen − und möglichst viele andere Gruppen und Personen dazu zu bewegen, dieses Manifest ebenfalls zu unterschreiben.


    Menschen-Mühle

    Eine Aktionsgruppe geht nach und nach in eine Eingangshalle (z.B. im Flughafen, im Bahnhof, in Behörden), ohne sich als Gruppe zu erkennen zu geben. Die Teilnehmerlnnen gehen herum, stellen sich an Kassen an, Verkaufsständen, Schalter, sprechen mit Beamten, Angestellten, füllen den Raum, lähmen den reibungslosen Ablauf. Eine Delegation verlangt ein Gespräch mit dem Vorstand.


    Menschenteppich

    Der Menschenteppich ist eine typische Straßenaktion: Gruppenmitglieder fallen, auf ein bestimmtes Signal hin, mitten auf den Gehweg oder andere Räumlichkeiten und bleiben regungslos liegen. Je nachdem, wie die Menschen liegen, entstehen im Teppich „Löcher“ zum Durchgehen. Soll der Menschenteppich als Blockade dienen, muss er absolut dicht sein.


    Multimedia-Projekte

    Die selbst erstellte Schau ist eine gute Möglichkeit, Informationen an andere weiterzugeben, damit Diskussionen angeregt und das eigene Wissen, der eigene Standpunkt entwickelt und erprobt werden kann.


  • Online-Demonstration

    Online-Demonstrationen sind der moderne Nachfahre der klassischen Sit-Ins oder Blockaden. Zu einem bestimmten Termin verabreden sich möglichst viele Menschen und rufen eine Internet-Seite (z.B. einer rechtsradikalen Organisation) auf. Dadurch kommt vorübergehend der Server zum Erliegen, die Website ist nicht mehr aufrufbar. Begleitet werden sollte die Aktion selbstvertsändlich von breiter Öffentlichkeitsarbeit.


    Open-Air Kunst

    Flüchtlingslager sind meistens graue Kasernen oder langsam verfallende Gebäude. Jedenfalls Orte, an denen Deutsche möglichst schnell vorbeigehen, wo Flüchtlinge isoliert bleiben. Um diese Trennung zu überwinden, können großformatige Farbtafeln gemalt werden, die entweder von Künstlern nach Angaben von Flüchtlingen gestaltet oder von Flüchtlingen selbst zusammengestellt werden. Diese Tafeln werden an die Außenfassade der Unterkunft gehängt und auf dieser Weise zu einer ungewöhnlichen Open-Air Ausstellung. Jeder Flüchtling kann einen Titel zu „seinem“ Bild sowie einen begleitenden Text schreiben. Aus den Texten und Bildern kann ein Katalog entwickelt werden.


  • Patenschaften

    In Köln übernahmen Gruppen, Organisationen und Prominente Patenschaften für Roma-Familien. Die mittlerweile deutschlandweit aktive Save-me-Kampgane (siehe Seite 200 ff.) wirbt dafür, dass Bürgerinnen und Bürger Patenschaften für Flüchtlinge übernehmen.


    Persönliche Botschaften

    Bei Demonstrationen kleine Zettel an die Passantlnnen übergeben, auf die man einen Satz geschrieben hat; der einem wichtig ist. Damit kann Mißtrauen und Distanz der Passantlnnen abgebaut werden. (Gute Zitate finden sich im jährlich erscheinenden Kalender „Fluchtwege freihalten!“ , siehe Literaturverzeichnis).


    Petition

    Petitionen (lat. für Ersuchen) beleben die Demokratie. Das Petitionsrecht ist als Grundrecht in Artikel 17 des deutschen Grundgesetzes (GG) festgeschrieben. Bitten und Beschwerden kann jedermann jederzeit schriftlich an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages richten. Schreiben mit Bitten oder Beschwerden von Bürgern landen beim Petitionsausschuss, der damit aus erster Hand informiert wird, wie sich vom Bundestag beschlossene Gesetze auf Personen auswirken. Der Petitionsausschuss prüft alle Petitionen, tritt an die zuständigen Stellen in der Verwaltung heran und versucht, eine Lösung zu erreichen. Er engagiert sich damit im Sinne und Auftrag des jeweiligen Petenten. Eine Broschüre des Deutschen Bundestages zum Thema Petition kann kostenlos heruntergeladen werden unter: https://www.btg-bestellservice.de/pdf/20201500.pdf


    Picket-Line

    Menschen stellen sich mit großen Schildern an den Straßenrand. Auf jedem Schild steht ein Wort oder ein Buchstabe (die nacheinander gelesen einen Satz ergeben). Eine gute Möglichkeit, Autofahrerlnnen und Busfahrgäste anzusprechen.


    Plakate

    Plakate sind seit Jahrhunderten eine der Möglichkeiten der Veröffentlichung von eigenen Ideen, Gedanken und Forderungen. In unserer von Werbung übersättigten Welt ist es wichtig, die Botschaft möglichst einfach und klar erkennbar zu machen. Aufmerksamkeit schaffen wir aber auch durch Erstaunen, Überraschung, Entsetzen. Auf einem Plakat müssen immer Bild, Farbe und Gestaltung überwiegen, nicht der Text. Bedenken Sie, dass das Plakat im Vorbeigehen oder Vorbeifahren gesehen − und nicht gelesen − wird. Aber auch wenn Sie ein gutes Plakat haben, bleibt die Frage, wo Sie plakatieren können. Wildes Plakatieren kann teuer werden (Ordnunsgwidrigkeit). Fragen Sie lieber in Geschäften, öffentlichen Einrichtungen usw. nach, ob Sie Ihr Plakat aushängen dürfen. Nach Wahlen können manchmal auch die Ständer der Parteien benutzt werden.


    PolitikerInnen anschreiben

    Die Wirkung ist nicht zu unterschätzen: fordern Sie Ihre demokratischen Rechte bei den PolitikerInnen ein! Schreiben Sie ihnen möglichst persönlich und bitten Sie um eine konkrete Antwort. Besonders bei PolitikerInnen im eigenen Wahlkreis ist dies zu empfehlen.


    Postkarten

    Ein sehr wirksames Mittel der Öffentlichkeitsarbeit sind Postkarten, z.B. Fotos und Text, Karikaturen, Fotomontagen, Symbole usw. Besonders geeignet für Weihnachts-, Oster-, Urlaubs-, Geburtstagsgrüße. Postkarten können eine wichtige Finanzierungshilfe sein. Auch bei vielen Aktionen sind Postkarten unentbehrlich: Postkarten werden z.B. mit Text bedruckt, den möglichst viele Menschen unterschreiben und abschicken sollen (siehe Seite 148).


  • Quiz

    Quizsendungen sind ungeheuer beliebt. Warum nicht einmal Quizfragen zu Menschenrechtsthemen stellen? Der Spielcharakter macht es für viele leichter, auch ernste Themen aufzunehmen. Dies gilt insbes. für öffentliche Veranstaltungen, z.B. mit SchülerInnen.


  • Rücken zukehren

    Bei Vorträgen und Ansprachen, wo keine Möglichkeiten des Zwischenfragens gegeben sind, und der Inhalt der Rede uns den Atem verschlägt, dreht sich eine Gruppe demonstrativ um und kehrt dem/der Rednerln den Rücken zu.


  • Sandwiches

    Sandwiches sind eine einfache, dennoch wirkungsvolle Methode, die Meinung zu sagen: jeder hängt sich ein großes Plakat vor den Bauch und um den Rücken (daher der Name Sandwich) und läuft damit z.B. durch die Fußgängerzone. Der Vorteil: beide Hände bleiben frei! Je mehr Menschen mitmachen, desto besser. Gleichzeitig sollten auch Handzettel verteilt werden, damit die Zuschauer verstehen, um was es geht.


    Schaukästen

    An vielen Orten hängen Schaukästen. Aber werden sie auch richtig genutzt? Warum nicht Kirchen, Vereine, Kindergärten, Schulen usw. fragen, ob wir zu einem bestimmten Termin den Schaukasten mit unserer Information nutzen dürfen?


    Schweigemarsch

    Manchmal ist Schweigen mehr als Reden: besonders bei traurigen Anlässen ist ein Schweigemarsch sehr eindrücklich. Allerdings sollten wir nie vergessen, die entsprechenden Informationen an die Passanten zu verteilen. Schließlich sollten alle wissen, worum es geht.


    Sit-in

    Analog dem Go-in, Sleep-in oder Dy-in lassen sich (möglichst viele) Aktive plötzlich und unerwartet nieder: auf Straßen und Plätzen, vor und in Behörden oder an anderen Orten des Geschehens. Diese friedliche Art des Protestes sollte auf jeden Fall untermauert werden durch die Übergabe einer Erklärung und breite Öffentlichkeitsarbeit.


    Stadtrundfahrten, -rundgänge

    Stadtrundfahrten (z.B. auf dem Fahrrad) oder Stadtrundgänge müssen wir nicht nur den „offiziellen“ Stadtführeren überlassen. Warum nicht ein „alternativer“ Stadtrundgang zu den Flüchtlingsunterkünften? Oder zu den Orten, an denen der Nazi-Terror besonders deutlich wurde, oder zu Orten der Begegnung, oder...? Natürlich müssen solche Rundgänge gut geplant und vorbereitet werden. Aber sie sind auch für die Pressearbeit eine hervorragende Aktion, bei der wir mit vielen Interessierten ins Gespräch kommen.


    Stellwände

    Bilder oder Grafiken auf Stellwänden mit entsprechenden Informationsinhalten können wir ganz unterschiedlichen Bildungsträgern anbieten: der Volkshochschule, der Uni, der Kirchengemeinde, politischen Versammlungsorten usw. Bereits die Eröffnung der kleinen Ausstellung lässt sich zum medienwirksamen Event gestalten.


    Straßentheater

    Mit kleinen, gut vorbereiteten Szenen lassen sich Inhalte ganz anders und viel wirkungsvoller transportieren. Ob wir so etwas „scheinbar spontan“ in der Straßenbahn entwickeln, um die Reaktionen der Mitfahrer zu provozieren − oder als angekündigter Event bei Festen oder Feiern: wir erreichen unser Zielpublikum sehr direkt und auf eine viel emotionalere, vielleicht auch amüsantere, bestimmt aber eingängigere Weise als mit trockenen Papieren.


    Straßenumbenennungen

    Im Jahr 2009 wurde das Berliner Gröbenufer in May-Ayim-Ufer umbenannt. Die ghanaisch-deutsche Dichterin, Wissenschaftlerin und politische Persönlichkeit May Ayim (1960-1996) war eine der Vorreiterinnen der Schwarzen deutschen Bewegung. Das Gröben-Ufer war früher einmal ein wichtiger Umschlagplatz für den transatlantischen Sklavenhandel gewesen. Auch jetzt noch gibt es in Deutschland viele Straßennamen, die dringend geändert werden müssten (z.B. weil der Namensgeber ein bekennender Nazi war). Hier eine Änderung zu bewirken und vielleicht den Namen eines Flüchtlings oder Widerstandskämpfers stattdessen zu wählen, ist ein langer politischer Prozess. Aber auch der Weg ist hier schon Teil des Ziels, weil auf diese Weise wichtige Themen von einer breiten Öffentlichkeit diskutiert werden.


    Suchmaschinen-Kampagne

    Bei Suchmaschienen, z.B. Google, werden Anzeigen geschaltet, die auftauchen, wenn ein Firmenname als Suchwort eingegeben wird. So machte es vor einiger Zeit eine britische Gewerkschaft: Wer in Großbritannien Google verwendete, um nach einem bestimmten Hersteller zu suchen, sah auf der rechten Bildschirmseite eine Anzeige zum Thema Kinderarbeit mit einem Link auf eine Seite, die über den Zusammenhang zwischen dem Unternehmen und Kinderarbeit in Bangladesh informierte. Eine wirkunsgvolle Aktion, die allerdings einiges Geld kostet.


  • Tagung, Symposium, Konferenz

    Wenn Sie ein Thema in den Blickpunkt der (Fach-) Öffentlichkeit rücken wollen oder wichtige Fragen vertieft diskutiert werden sollen, sind Tagungen, Symposien oder Konferenzen ein guter Weg. Allerdings bedürfen solche Veranstaltungen intensiver Vorarbeit. Es ist daher empfehlenswert, sich von Anfang an Bündnispartner zu suchen, die bei der Suche und Auswahl der RednerInnen, bei der Wahl der geeigneten Räumlichkeiten, vor allem aber auch bei der Öffentlichkeitsarbeit und Werbung sowie der Finanzierung helfen können. Solche Tagungen leben davon, dass sie „diskursiv“ sind, dass also Menschen miteinander ins Gespräch kommen, die durchaus auch gegenteiliger Meinung sein dürfen, die aber ihre jeweilige Fachkompetenz einbringen können. Am besten, Sie arbeiten hier mit Menschen zusammen, die bereits mit der Planung solcher Veranstaltungen Erfahrung haben.


    Telefon-, SMS-Kette

    Informationen, die in kurzer Zeit möglichst viele Menschen erreichen sollen, werden am besten über Telefonketten oder per SMS-Kette weitergegeben. Jeder Angerufene gibt die Information wiederum an zwei oder drei andere Personen weiter. Auf diese Weise verbreitet sich eine Information sehr schnell.


    Transparente

    Für große Demonstrationen gegen die Unmenschlichkeit des neuen Asylrechts scheint die Zeit vorbei zu sein. Immer schwieriger ist es, genügend Engagierte zu finden, die eine wirklich „machtvolle“ Demonstration auf die Beine stellen. Schon mit einer vergleichsweise kleinen Zahl an Demonstranten läßt sich wirkungsvoll auf die Auswirkungen des Asylrechts hinweisen. Der Flüchtlingsrat Karlsruhe hat auf einer über 30 Meter langen Stoffbahn die Namen und Lebens-(und Todes-) daten all der Flüchtlinge aufgebracht, die sich aus Angst vor der Abschiebung oder während der Abschiebung starben. Das lange Transparent kann in einem Schweigemarsch durch die Straßen getragen werden.


    T-Shirts

    Auch in kleinen Auflagen lassen sich T-Shirts mit entsprechenden Bild- und Textinhalten gestalten. Bei Auftritten wird eine Gruppe so wesentlich deutlicher. T-Shirts lassen sich auch sehr gut verkaufen und so als Instrument des Fundraising verwenden.


  • Umfragen

    Oft genug ärgern wir uns über Ergebnisse von Umfragen. Warum sollten wir nicht selbst einmal eine solche durchführen? Vielleicht bietet sich an, Flüchtlinge in einem Lager nach den Lebensbedingungen zu befragen − und die Ergebnisse dann zu publizieren?


    Umwanderung

    Menschen gehen einen ganzen Tag lang oder an bestimmten Tagen zu bestimmten Stunden mit Schildern immer wieder um ein wichtiges Gebäude, um bestimmte Forderungen bekannt­zumachen, mit Vorbeikommenden zu sprechen etc. (Rathaus, Landtag, Ausländeramt etc.)


    Unterschriftenlisten

    Oft wird behauptet, für eine bestimmte Meinung stehe nur eine Minderheit ein. Das kann durchaus richtig sein, aber oft genug ist diese Minderheit eine sehr qualifizierte und doch deutlich größer als die Widersacher meinen. Das lässt sich am besten mit einer Unterschriftenammlung belegen. Bereits die Sammlung dient dazu, viele Menschen auf ein bestimmtes Thema aufmerksam zu machen. Die offizielle Übergabe der Unterschriftensammlung ist dann wiederum ein medienwirksames Politikum.


  • Vorträge

    Referenten zu bestimmten Themen zu gewinnen, die vielleicht durch die Medien bereits einen Namen haben, kann nicht nur viele Zuhörer locken, sondern auch für die lokalen Medien relevant werden. Wichtig ist nur eine gründliche Werbung bei unseren Ziel- und Dialoggruppen, damit auch viele Menschen dem Vortrag zuhören und sich hinterher eine gute Diskussion ergibt.


  • Wandbilder

    Viele graue Wände wurden bereits von Sprayern besprüht. Um nicht die Gefahr der Sachbeschädigung einzugehen, können wir „ganz offiziell“ und nach vorheriger Genehmigung graue Wände in bunte, sprechende Wände mit einer eindeutigen Botschaft verwandeln lassen. Vielleicht gewinnen wir ja auch junge Künstler, sich an dieser Aktion zu beteiligen.


    Wandzeitung

    In China waren Wandzeitungen lange Zeit in Mode − heute können auch bei uns Hauswände, Zäune, Eingangshallen usw. mit großen Papierbahnen bestückt und dann beschrieben werden.


    Wegweiser

    Eine sehr gute Idee ist es, einen alternativen Wegweiser (z.B. zum Thema Menschenrechte) herauszugeben. So können wir auf Orte der Begegnung, auf Informationsstellen, Beratungspunkte usw. aufmerksam machen. Das Forum für interkulturelle Arbeit und Völkerverständigung in München hat z.B. einen Wegweiser für Flüchtlinge unter dem Titel „First steps“ herausgebracht. Alles was Flüchtlinge wissen sollten, findet sich da kurzgefasst: die wichtigsten rechtlichen Hinweise, knapp und präzise erklärt, Wissenswertes zu Sozialen Leistungen, Arbeit und Ausbildung und Kinder und Jugendliche. Den größten Raum nimmt ein umfangreicher Adressteil ein, der von AnwältInnen, Aids-Beratung, Arbeit, Ärzte, Ausbildung, Behinderte, Behörden, bis hin zu Deutsch-Kursen, Flohmärkten, Essen, Treffpunkten, Kirchenasyl, Krankheit, Sport, Studium, Verkehrsmittel und Zeitungen wirklich alles enthält, was für MigrantInnen von Belang ist.


  • Zukunftswerkstatt

    In einer Zukunftswerkstatt denken Menschen, die sonst meist nicht gefragt werden, gemeinsam über ganz bestimmte Themen der Zukunft nach, von denen sie selbst betroffen sind. Die Idee stammt von dem Zukunftsforscher Robert Jungk (1913-1994), der in der 1960er Jahren ein Konzept entwickelte, um mit ExpertInnen in eigener Sache die Demokratie wiederzubeleben. Das Verfahren kann sehr gut dazu verhelfen, kreative Lösungsansätze für bestimmte Fragen zu entwickeln. Dies gilt besonders auch für den Menschenrechtsbereich. Eine Zukunftswerkstatt bedarf allerdings einer gründlichen Vorbereitung und am besten entsprechend ausgebildeter ModeratorInnen.


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